Geflüchtete Kinder und Jugendliche – Wirklich Willkommen?! Bildungs- und Teilhabechancen in Kitas und Schule eröffnen und sichern

Dokumentation 

Die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund in Kindertageseinrichtungen und Schule ist eine zentrale Herausforderung für Bund, Länder und Kommunen. Sie ist entscheidend für individuelle Bildungs- und Teilhabechancen und ein erfolgreiches Ankommen in der Gesellschaft. Im einleitenden Praxisdialog des Fachforums berichteten Frau Frisch und Frau Hoffmann von erfolgreichen Vertrauensaufbau-Strategien: Sprachmittler*innen, interkulturelle Rituale und gezielte Elternarbeit schaffen Sicherheit beim Ankommen. Beide betonten die Bedeutung von Kontinuität und niedrigschwelligen Angeboten, um Familien trotz Sprachbarrieren zu erreichen. Frau Dr. Will präsentierte Forschungsergebnisse zu Bildungsverläufen von Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund: Der Besuch einer Kita bzw. Schule sei entscheidend für Spracherwerb und Bildungsteilhabe. Gleichwohl liege die Besuchsquote geflüchteter Kinder weit unter der anderer Gruppen, v.a. begründet durch Platzmangel. Sprachförderung sei unverzichtbar, da Unterschiede im Wortschatz bis zum Schuleintritt bestehen bleiben. Auch bei Jugendlichen verlaufe die Integration schleppend: Sie warten durchschnittlich sieben Monate auf eine Einschulung, was Sprachdefizite verstärkt. Bildungspolitische Regelungen der Länder prägten den Zugang stärker als individuelle Kompetenzen. In der von Herrn Selle moderierten Podiumsdiskussion sprach sich Frau Herrmann für schnellere Übergänge, Willkommensklassen und multiprofessionelle Teams in Kitas aus. Frau Kemnitz identifizierte Lücken in der psychosozialen Versorgung und insbesondere bei Programmen für Kinder, die den Übergang aus Erstaufnahmeeinrichtungen in Regeleinrichtungen unterstützen könnten. Frau Ries verdeutlichte die Belastungsgrenzen der Kommunen: fehlende Plätze, unklare Finanzierung und zu wenig Unterstützung durch Bund und Länder. Das Publikum würdigte die engagierten örtlichen Projekte, äußerte andererseits Skepsis gegenüber der ungleichen Versorgung und dem langsamen Abbau von Sprach- und Bildungsbarrieren. Im Ergebnis bleibt festzuhalten: Integration gelingt nur, wenn Bund, Länder und Kommunen Kita- und Schulzugänge frühzeitig sichern, Ressourcen verlässlich finanzieren und Fachkräfte multiprofessionell unterstützen.

Veranstaltungsnummer

3.6

Datum

17.09.2025 (Mittwoch)

Uhrzeit

16.30 Uhr - 18.00 Uhr

Raum

Christian Reichart links (2. OG)

Speaker*innen

Moderation

Präsentation Dr. Gisela Will [PDF, 749 KB]